Frau Gwerder, Sie sind nun schon seit 1986 im Dolder Waldhaus die Seele der Bähnli-Bar. Warum wollten Sie damals im Dolder Waldhaus arbeiten?
Das war eigentlich Zufall – oder Schicksal. Eine gute Freundin von mir arbeitete in der Bähnli-Bar und brauchte dringend eine Aushilfe, da sie als Trauzeugin zu einer Hochzeit eingeladen war, aber gleichzeitig ein grosser Anlass im Dolder Waldhaus stattfand. Anscheinend habe ich meinen Job dann gut gemacht – denn ich wurde bald darauf fest angestellt.
Und wie kommt es, dass Sie dem Hotel nun schon so lange treu sind?
Dass ich bis heute hier arbeite, hat einerseits damit zu tun, dass ich meine eigenen Ideen, mit denen ich die Bähnli-Bar bekannter machen wollte, immer einbringen konnte – und dass die Umsetzung der Ideen dann auch erfolgreich war. Das hat mich immer sehr motiviert. Aber die vielen schönen und spannenden Kontakte mit den Gästen sind der Hauptgrund, warum ich dem Dolder Waldhaus schon so lange treu bin.
Welche Art von Gästen kam in Ihren Anfangsjahren in die Bar? Hat sich das im Lauf der Zeit verändert?
Zu Beginn waren es vor allem Hotelgäste. Mit der Zeit wurde die Bar, hauptsächlich durch Mundpropaganda, auch ein beliebter Treffpunkt für Leute aus der Stadt – wie zum Beispiel Gruppen von Arbeitskollegen, Opernsänger, Schauspieler und Künstler wie die Rolling Stones, die in Zürich auf Tournee waren. Viele bekannte Gesichter aus Wirtschaft und Politik betrachteten die Bar als «die gute alte Stube», wo man sich in familiärem Rahmen unterhalten konnte. Aber die Bähnli-Bar war auch ein sehr beliebter Treffpunkt für Rendezvous. Unvergesslich bleibt mir die Geschichte von einem Paar, das sich bei mir in der Bar zufällig kennengelernt hatte. Sie kamen dann oft vorbei, und an einem Silvesterabend machte der Herr der Dame vor versammeltem Publikum einen Heiratsantrag. Heute sind die beiden schon viele Jahre verheiratet und haben eine Familie gegründet. Besonders freut mich, dass sie mich über sehr lange Zeit immer wieder besucht haben. Was immer gleich bleibt, sind die vielen treuen Gäste, die schon seit zehn oder zwanzig Jahren kommen.
Hat sich Ihr Beruf als Bardame während der Jahre verändert?
Das Grundlegende ist bis heute gleich – die Gäste schätzen die gemütliche Atmosphäre. Stammgäste bezeichnen die Bar oft als ein zweites Zuhause und schätzen das Gespräch mit mir, einer neutralen Person. Ich bin eine gute Zuhörerin, kann Geheimnisse für mich behalten und kommentiere nicht ungefragt – das wurde und wird von den Gästen sehr geschätzt.
Viele Gäste habe ich so auch von der Jugend an bis heute begleitet, und einige sagen, dass ich wie eine gute Freundin für sie bin. Mit einigen von ihnen sind in der Tat auch Freundschaften ausserhalb der Bähnli-Bar entstanden.
Welches Erlebnis wird Ihnen immer in Erinnerung bleiben?
Ein Besuch der Schweizer Fussballnationalmannschaft. Die Mannschaft feierte ausgelassen in der Bar bis in die frühen Morgenstunden. Um etwa 1.00 Uhr morgens stand ein Journalist einer Tageszeitung vor der Bar und wollte sich unter die Feiernden mischen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn wegen einer geschlossenen Gesellschaft leider nicht hereinlassen kann. Am nächsten Morgen stand dann in der Zeitung, dass Alice Gwerder die Bar bereits um 1.00 Uhr geschlossen hätte, obwohl die Fussballmannschaft feiern wollte – was mein Vorgesetzter nicht besonders lustig fand. Zum Glück konnte ich ihn darüber aufklären, dass die Bar tatsächlich bis frühmorgens offen war und die Gäste gebührend feiern konnten.
Generell werden mir aber die vielen spannenden, lustigen, unterhaltsamen und liebenswürdigen Gäste in Erinnerung bleiben.